Die Schweizerin Lotti Latrous kümmert sich seit 23 Jahren an der Elfenbeinküste um die ärmsten der Armen und rettet so unzähligen Menschen das Leben oder ermöglicht ihnen ein würdevolles Sterben. «Reporter» besucht sie nach zwölf Jahren erneut.
Vor fünf Jahren musste Lotti Latrous eines ihrer Zentren aufgeben, damit der Staat auf diesem Gebiet eine Flugpiste bauen konnte. Nach langem Suchen fand sie einen Platz für die Errichtung einer neuen Wirkungsstätte. Gebaut wurde das neue Zentrum mit Waisenhaus, Ambulatorium und Spital unter Anleitung von Lottis Ehemann Aziz Latrous, einem pensionierten Bauingenieur. Die Gebäude stehen auf Pfählen mitten im sumpfigen Slum, die Bewohnenden hausen in Hütten, die behelfsmässig aus Brettern zusammengezimmert wurden. Es mangelt an Essen, und Krankheiten wie Aids, Malaria und Tuberkulose sind weit verbreitet.
Diese Not der Slumbewohnenden versucht Lotti Latrous zu lindern. Sie empfängt täglich bis zu 250 Hilfesuchende. Die «Schweizerin des Jahres 2004» kümmert sich zusammen mit ihren rund 80 Mitarbeitenden selbstlos um die Kranken. Manchmal kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Ohne Tabu aber mit viel Einfühlungsvermögen teilt Lotti Latrous den todkranken Patientinnen und Patienten mit, dass sie bald sterben müssen. Sie wolle den Menschen ihre Würde zurückgeben, sagt die inzwischen 68-Jährige.
Reporter Hanspeter Bäni besucht die engagierte Schweizerin nach zwölf Jahren. Damals starben wöchentlich bis zu fünf Menschen in Lottis Armen – heute sind es viel weniger. Die Reportage zeigt auf, weshalb das so ist und wie sich ihr Leben und Wirken in dieser Zeit verändert hat.
Reporter vom 08.06.2022