Nach ihrer Pensionierung wanderte Esther Frey nach Burkina Faso aus. Sie glaubt, im westafrikanischen Staat all das gefunden zu haben, was die 68er-Bewegung forderte: eine sozial und politisch gerechtere Welt. Doch das Leben in einem der ärmsten Länder der Welt ist weder einfach noch ungefährlich.

Sie erlebte 1968 zuerst die Pariser Revolte und dann in Zürich die Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Demonstranten und der Polizei. Das prägte die heute 67-jährige Zürcherin Esther Frey zeitlebens. Nach ihrem Psychologiestudium arbeitete sie in verschiedenen Unternehmen im Personalbereich und in der Arbeitsorganisation. Doch immer wieder wurde ihr gekündigt, weil die revolutionären Ansichten der Ex-68erin auf Unverständnis stiessen. Die Mitbegründerin der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) fühlte sich mit zunehmendem Alter immer mehr als Fremde im eigenen Land. Als sie dann auf einer Ferienreise durch Burkina Faso Land und Leute kennenlernte, verliebte sie sich in das westafrikanische Land. Esther Frey ist davon überzeugt, dass noch heute in Burkina Faso eine Aufbruchstimmung herrscht, die als Ziel eine sozialere und gerechtere Gesellschaftsform anstrebt.

2017 gab sie ihr Zimmer an der Langstrasse in Zürich auf, um in Burkina Faso in einem Quartier zu leben, wo Armut und Alkoholprobleme zum Alltagsbild gehören. Täglich klopfen Kinder und Erwachsene, die nach Essen, Wasser und Almosen bitten, an die Türe der Schweizerin. Trotz Gefahren und Risiken fühlt sie sich in ihrer neuen Heimat wohl und aufgehoben, denn dort stehe der Mensch im Mittelpunkt und nicht der materielle Wohlstand, sagt Frey gegenüber Reporter Hanspeter Bäni.

Reporter vom 22.04.2019

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